Leben im Strafraum
Gruppenausstellung und Performance ///
Fr, 13. Juni 2008 – So, 17. August 2008 ///
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 18:00 Uhr, Do 10:00 – 21:00 Uhr ///
Lentos Kunstmuseum Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, Linz ///
Von 7. bis 29. Juni 2008 findet die Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich statt. Die Ausstellung „Leben im Strafraum“ des Linzer Kunstkollektivs qujOchÖ im Kunstmuseum Lentos unternimmt in diesem Zusammenhang den Versuch, in diese riesige Fußball-Maschinerie einzugreifen. Auch wenn das Riesenspektakel Euro 08 bis tief in den Alltag eindringt, konzentriert sich „Leben im Strafraum“ auf die Essenz von Fußball: Spielzüge und Strategien – kurz: das, was auf dem Spielfeld abläuft. Videoprojektionen von wichtigen Spielen werden mittels ästhetischer Reduktion, minimalistischen Veranschaulichungen von komplexen Spielverläufen und Bewegungsabläufen, Netzwerkanalysen, statistischen Daten und Darstellungen von Verdichtungen erzeugt.
„Leben im Strafraum“ ist sowohl in als auch um das Linzer Kunstmuseum Lentos zu erfahren. Die aus dem Bau des Lentos herausgeschnittene, 60 Meter lange Vorhalle im Freien wird als Spielfeld adaptiert und als „Strafraum“ definiert. Mit seiner Länge von 60 Metern entspricht dieser Raum der Hälfte eines Fußballfeldes. Einerseits finden in diesem Strafraum performative Inszenierungen statt, andererseits sieht das Nutzungskonzept und die Raumarchitektur dieses artifiziellen Fußballplatzes eine aktive Nutzung in Form eines einladenden Fußballwohnzimmers für interessierte PassantInnen und BesucherInnen vor.
An drei Tagen werden unter der Vorhalle des Lentos jeweils spielentscheidende Szenen von bereits geführten Partien kartographiert:
• Österreich – Kroatien (Performance bei der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 12. Juni 2008, ab 18:00 Uhr)
• Niederlande – Frankreich (Sonntag, 15. Juni 2008, 14:00 bis 17:00 Uhr)
• Sieger der Gruppe B gegen den Zweiten der Gruppe A (Sonntag, 22. Juni 2008, 14:00 bis 17:00 Uhr)
In einer rund einstündigen Performance werden Markierungen für die entscheidenden Spielzüge der Vortagspartie von einem Vermessungsteam auf dem Spielfeld angebracht. Mit dem Pfiff des Schiedsrichters beginnt anschließend das Spiel. Ein von einem Platzwart geführter Markierwagen, der im Normalfall zum Ziehen der Spielfeldmarkierungen verwendet wird, zeichnet die Bewegung des Balles bei spielentscheidenden Zügen auf der Rasenfläche nach. Die Fahrt des Wagens folgt räumlich und zeitlich exakt den Spielzügen der ausgewählten Szenen. Ein abstraktes Bild aus Linien entsteht. Die Arbeiten des Vermessungsteams und des Platzwartes werden dabei vom qujOchÖ-Kollektiv durchgeführt. Auf einem Turm aus Monitoren neben dem Spielfeld laufen für ZuseherInnen sichtbar Daten des Spielzugs sowie der beteiligten Spieler ab. Die Displays übernehmen die Funktion der Moderation, wobei die große Datenfülle einen Gegensatz zum reduzierten Spielzug auf der Kunstrasenfläche darstellt. (Kartografierungen)
Inhaltlich und thematisch verbunden mit dem Strafraum ist die Ausstellung im Inneren des Lentos. Hier finden sich Dokumentationen der performativen Inszenierungen (Visualisierungen) und Einzelarbeiten von KünstlerInnen (Installationen, Videoarbeiten, Experimentelles):
• Turntable Soccer (qujOchÖ)
• Soccer TV Test Pattern (Siegfried A. Fruhauf)
• Red Peaks and Green Spotted Ball (Karo Szmit)
• Bist du zu lieb, bist du verloren (Taife Akca/Thomas Philipp)
• Der Zukunft Vergangenheit (Christine Pilsl/Mika Satomi/Stefan Schilcher/Ingo Randolf)
• Ein österreichisches Fußball-Orakel: Die Prohaska-Schneckerl (Mario Sinnhofer)
• Der Zermesser (Leo Peschta)
• Penalty Data Shit (qujOchÖ)
Die Publikation „Leben im Strafraum“ mit Beiträgen von Stella Rollig (Reduziert auf die Essenz), Andreas Kump (Zahlen vs. Zufall. Über Kontrollauswüchse in Fußball und Gesellschaft), Ramón Reichert (Fußball als soziales Feld), Alfons Hug (Fußball: Zeichnungen auf grünem Grund), Doris Prlić und Andre Zogholy (Delirium im Strafraum) ist im Museumsshop des Lentos Kunstmuseum Linz um 5 Euro zu erwerben.
(Fotos: Petra Moser/Susanne Maschek)
(Kamera/Schnitt: qujOchÖ)