Ballett der geschmolzenen Männer

Mel­ted Men (US/FR/NL) ///
Bul­bul (AT) ///

So, 11. April 2004, 20:00 Uhr /// 
Cafe­thea­ter und Bal­lett­schu­le MAESTRO (ehem. Apol­lo-Kino), Linz ///

Mel­ted Men are back! Nach ihrem Auf­tritt zwei Jah­re zuvor in der Grot­ten­bahn im Lin­zer Pöst­ling­berg hat­te die irr­wit­zi­ge Per­for­mance­grup­pe für ein Jahr Auf­tritts­ver­bot in Linz. Mel­ted Men setz­ten damals ihre Wor­te in Taten um und schnit­ten die Zehen­nä­gel der Zwer­gerl und Mär­chen­fi­gu­ren, um sie anschlie­ßend gemein­sam mit dem Publi­kum zu rau­chen. Im Rah­men ihrer dies­jäh­ri­gen Euro­pa-Tour­nee schla­gen sie jedoch wie­der in Linz ein. Als Auf­tritts­stät­te haben sich Mel­ted Men die­ses Mal das ehe­ma­li­ge Apol­lo-Kino am Hes­sen­platz aus­er­ko­ren. Mitt­ler­wei­le befin­det sich an die­sem Platz die Thea­ter- und Bal­lett­schu­le MAESTRO.

Was liegt also näher, als die bestehen­den Kon­zep­te des musi­ka­li­schen Schaf­fens der Mel­ted Men die­sem Ort anzu­pas­sen? Nur – wel­che Kon­zep­te sind dies? Mel­ted Men gaben in einem Inter­view die Ant­wort auf die Fra­ge, wie sich ihre Musik ent­wi­ckelt: „Schieß ein Pola­roid­fo­to der Mel­ted Men und schnei­de es schnell auf, um die Che­mi­ka­li­en frei­zu­le­gen. Dann bede­cke die Stra­ßen mit Tüchern und tra­ge die Che­mi­ka­li­en auf die Hufe einer Zie­ge auf. Lass die Zie­ge hin­lau­fen wohin sie will, um anschlie­ßend alle Tücher zu ver­bren­nen. Nimm die Asche und gib sie zurück in die Pola­roid­ka­me­ra. Letzt­lich machst du ein Foto von irgend­et­was. So ent­wi­ckeln sich die Dinge.“

Mel­ted Men sind wahr­lich die Göt­ter unter den Per­for­mance-Grup­pen die­ser Welt. Wäh­rend sie mit 40 Ziga­ret­ten im Mund und in Hasen­kos­tü­men auf Stel­zen her­um­wir­beln, mit Bam­bus­stä­ben dem Publi­kum eigen­wil­li­ge Tem­pel­hüpf­ri­tua­le bei­brin­gen und die Karot­ten­hän­de, ‑ohren und ‑nasen von drol­li­gen Voo­doo-Pup­pen essen, erzäh­len sie Geschich­ten über Fran­cois Mit­te­rand, der in einer deut­schen Ana­nas sitzt und aus uner­find­li­chen Grün­den ein Klemp­ner­di­plom erwor­ben hat, um eine Pipe­line zwi­schen Bre­men und Flo­ri­da zu bau­en oder von den nach­ge­bil­de­ten Pflas­ter­stei­nen des ori­gi­na­len Lin­zer Haupt­plat­zes in der Grot­ten­bahn, die in Wirk­lich­keit vie­le klei­ne Hun­deau­gen sind, die nach Wod­ka lech­zen und unter dem Getram­pel des Publi­kums laut auf­jau­len. Dies alles gepaart mit musi­ka­li­schen Ingre­di­en­zi­en wie Mini­mal-Drums, wahn­sin­ni­ger Quietsch-Elek­tro­nik, Geäch­ze, Gestöh­ne und Gequak­se, Hupen oder Wer­be­jin­gles hin­ter­lässt bei jedem Kon­zert ein Publi­kum zwi­schen Ner­ven­zu­sam­men­brü­chen und Begeisterungsorgasmen.

Im Vor­pro­gramm zu sehen sind übri­gens die for­mi­da­blen Bul­bul aus Wien. Noise-Rock’n’Roll, redu­ziert auf das Maxi­mum, druck­voll wie eine gan­ze Hor­de Mel­vins. Selbst­zi­tat: „Die Bul­bul spie­len schnel­ler als jeder Berg und kön­nen essen wie die Holzhacker.“

www.meltedmen.com
www.bulbul.at

(Fotos: qujOchÖ)


(Kamera/Schnitt: qujOchÖ)


(Kamera/Schnitt: qujOchÖ)