Das große Manöver @ steirischer herbst
Ausstellungseröffnung:
Sa, 25. September 2010, 16:00 Uhr ///
Jakoministraße, Graz ///
Ausstellungsdauer:
25. September bis 17. Oktober 2010
Künstler_innengespräche:
2. und 9. Oktober 2010, jeweils 15:00 Uhr
Screening I:
Sa, 2. Oktober 2010, 17:00 – 19:15 Uhr
Werner Rydl: Das große Manöver
Werner Rydl: Embargo (Burning Money)
Wall Street: Ausschnitt der „Gier-ist-Gut“-Rede von Gordon Gekko
Futurama: Episode „Future Stock“
Screening II:
Sa, 9. Oktober 2010, 17:00 – 19:15 Uhr
Der „European Kings Club – E.K.C.“ (1991–1994)
„L’objet du Scandale“ de Guillaume Durand – Jérôme Kerviel
The Ponzi Scheme (Trailer)
Bombs, Bullets and Fraud – Discover the Original Ponzi Scheme (Ausschnitt)
„Sie können heute nicht nachweisen, ob man jemandem etwa leichtfertig die Vorsteuer anerkennt oder nicht anerkennt, und darin liegt das große Manöver, wo man eben Steuerbeträge manipulieren kann und in gewünschte Richtungen transferieren kann.“ (Interview mit Werner Rydl am 13. Oktober 2004 in Sirinhaem/Brasilien)
Dubiose Deals, Geldwäsche, gierige Banker_innen – die aktuelle Krise rückt die undurchsichtigen Taktiken einzelner Trickster_innen auf den internationalen Finanzmärkten wieder verstärkt ans Licht der Öffentlichkeit. Während die einen mit Schuldzuweisungen und die anderen mit Beschwichtigungen reagieren, analysiert das Linzer Kunstkollektiv qujOchÖ die Methoden derer, die finanzkapitalistische Zusammenhänge für ihre Zwecke ausnützen und das System raffiniert und nahezu undurchschaubar hintergehen: Wieso fielen so viele Menschen auf die abenteuerlichen Versprechungen eines Charles Ponzi herein? Weshalb wurde Ivan „Der Schreckliche“ Boesky in seiner Gier-ist-Gut-Rede mit Applaus bedacht? Wie kam es dazu, dass Werner Rydl am Strand in Brasilien 167 Millionen Schilling verbrannte?
Jenseits von Zeigefingermoral und dem bloßen Anprangern der Trickster_innen erzeugt qujOchÖ eine demonstrative Geste, die ein Spannungsfeld zu den trickreichen Finanzspekulationen erzeugt. Nach eingehender Diskussion hat sich das Kunstkollektiv dazu entschlossen, das vom steirischen herbst zur Verfügung gestellte Produktionsbudget möglichst unspekulativ zu vermehren. Was liegt dabei näher, als dafür einen typisch österreichischen Weg einzuschlagen? Als Reminiszenz an die vermeintlich guten alten Zeiten hat qujOchÖ daher das Produktionsbudget in Höhe von 16.576,03 Euro auf ein Sparbuch gelegt. In Verhandlungen mit der Steiermärkischen Sparkasse wurde dafür ein fixer Zinssatz von 4,185 % für eine Laufzeit von 100 Jahren ausgehandelt. Das damit erzielte Endkapital inkl. Zinsen beträgt exakt 1.000.000,30 Euro. Über einen Schenkungsvertrag wurde das Sparbuch an den steirischen herbst übergeben, mit der Bedingung, dass dieser nicht vor Ablauf von 100 Jahren auf das Vermögen zugreift. Um dies zusätzlich sicherzustellen, befindet sich das Sparbuch für diesen Zeitraum zur Verwahrung in den Händen eines öffentlichen Notars.
www.steirischerherbst.at
vimeo.com/13528636
Video der Verbrennungsaktion von Werner Rydl am Strand von Recife im März 2002
(Video/Schnitt: Werner Rydl/Rainer Dechet)
Video des Interviews mit Werner Rydl am 5. Juni 2010
(Video/Schnitt: qujOchÖ)
Video der Eröffnung der Ausstellung am 25. September 2010
(Video/Schnitt: qujOchÖ)